Interview: Josef Lakämper hat neben jahrzehntelangem politischen Engagement für die Stadt etliche andere ehrenamtliche Posten übernommen. Für seinen besonderen Einsatz soll er jetzt besonders gewürdigt werden
Typische Haltung: Die Arme verschränkt vor der Brust, so kennen viele Josef Lakämper. Diese Haltung soll einerseits zeigen, dass er ein guter Zuhörer ist, andererseits, dass er vielen Dingen kritisch gegen- übersteht und dann auch seine Meinung äußert Herr Lakämper, Sie sollen auf Vorschlag der CDU-Fraktion der erste Altbürgermeister Verls werden. Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?
Josef Lakämper: Ich habe mich natürlich darüber gefreut und bin dankbar, dass die Fraktion meine 44-jährige Arbeit im Rat und an verantwortungsvoller Stelle dann so würdigt.
Während des Wahlkampfes haben Sie sich für Michael Esken eingesetzt. Es gibt Menschen, die glauben, dass die Auszeichnung eine Art Zurückwürdigung ist, wie jüngst in einem Leserbrief formuliert. Was sagen Sie dazu?
Lakämper: Ich habe mich für Michael Esken eingesetzt, weil ich überzeugt war und bin, dass die Geschicke von Verl bei ihm in besten Händen sind. Paul Hermreck wollte doch nicht mehr. Was heißt eigentlich zurückwürdigen? Wer erfindet eigentlich solche Begriffe? 24 Jahre lang habe ich als ehrenamtlicher Bürgermeister meine Pflichten erfüllt und danach noch 15 Jahre als stellvertretender Bürgermeister. Zunächst für Klaus Hörsting, danach für Paul Hermreck. Wenn ein solcher Leserbrief erscheint, dann will man mir damit nur wehtun und die geleistete Arbeit für die Gemeinde Verl in den Schmutz ziehen. Schließlich haben die hauptamtlichen Bürgermeister und Stellvertreter doch die gleichen Aufgaben erledigt. Mit diesem Pamphlet haben die Briefeschreiberin und mögliche Hintermänner nicht nur mich, sondern auch alle Vereine und Jubilare beleidigt. Ein solcher Leserbrief ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die es ehrlich meinen. Hass und Niedertracht schüren - das war gewollt. Sie haben eine beachtliche Liste an politischen Ehrenämtern vorzuweisen. Was hat Ihr Interesse an der Politik geweckt?
Lakämper: Durch meine katholische Erziehung bin ich zur CDU gekommen. Oft und lange habe ich vor dem Radio gesessen und habe mir die Übertragungen aus dem Bundestag in Bonn angehört. Fasziniert war ich vor allem von Konrad Adenauers. Auch die Jugendarbeit bei Kolping hat den Grundstein für das politische Engagement gelegt. Sie haben dem Rat der Stadt 44 Jahre lang angehört. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und insbesondere die Diskussionskultur der Parteien?
Lakämper: Da war zunächst der Zusammenschluss der fünf amtszugehörigen Gemeinden Verl, Sende, Bornholte, Oesterwiehe und Teilen von Schloß Holte zum CDU-Gemeindeverband. Zunächst mussten wir das Ortsteildenken Stück für Stück abbauen. Die Diskussionskultur war aber immer gut, da gab es keine tiefen Gräben. Das Verhältnis zur Verwaltungsspitze war gut, wurde ab 2004 aber immer schlechter. Nach den Sitzungen haben wir alle gemeinsam noch in einem Lokal ein Bier getrunken, das hat sich später sehr verändert. Vier Fraktionen hatten oft nur mit sich zu tun. Welche Dinge konnten in ihrer aktiven Zeit bewegt werden?
Lakämper: Die Stadt Verl hat sich entwickelt, wie nur wenige in dieser Größenordnung. Sie hat eine vorher nicht vorhandene Gas- und Wasserversorgung bekommen. Die Industrie mit Großunternehmen ist gewachsen, ebenso die Wohngebiete. Die Einwohnerzahl hat sich von 15.000 auf 26.000 erhöht. Wir sind Stadt geworden und haben ein Jugendamt bekommen. Meine Familie hat mein Engagement immer mitgetragen Sicherlich gab es immer wieder einmal die sogenannten "Aufreger-Themen", an welche können Sie sich erinnern?
Lakämper: Eines dieser Themen war die Frage, ob das Heimathaus umgebaut werden sollte oder nicht. Da ging es vor allem um die Kosten. Heute kann man dankbar dafür sein, dass die Mitglieder des Heimatvereins in monatelanger ehrenamtlicher Arbeit dieses große Projekt geschaffen haben. Ein anderes Thema war die Wahl eines stellvertretenden Bürgermeisters nach dem Tod von Heribert Fleiter. Die SPD hatte Sigrid Brandner vorgeschlagen, die CDU wollte Walter Brieger. Das war keine Sternstunde. So eine Situation möchte ich nie wieder erleben. Ein anderes Thema, das mir einfällt, ist der früchtetragende Lebensbaum am Schulzentrum von Bruno Buschmann. Während einer Busrundfahrt habe ich davon erzählt, bevor der Rat endgültig entschieden hatte, dass dort ein Kunstwerk entstehen soll. Die Folge war ein Misstrauensvotum gegen den Bürgermeister. Das hatte aber keinen Erfolg. Gibt es eine Situation, die Ihnen ansonsten in besonderer Erinnerung geblieben ist?
Lakämper: Da muss ich an das Jahr 1992 denken, als ich das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen bekommen habe. Von 2002 bis 2009 waren Sie auch Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes. 2013 haben sie den Vorsitz der Senioren-Union übernommen und sind ja im Januar gerade erst wiedergewählt worden. Außerdem sind sie Lektor in der Kirchengemeinde St. Marien. Das klingt nach unendlich vielen Terminen, die sie wahrgenommen haben. Haben Sie eine Idee, wie viel es - bisher - gewesen sein könnten?
Lakämper: Sicherlich zwischen 8.000 und 9.000. Das war nicht immer leicht, vor allem als unsere drei Kinder klein waren. Meine Familie hat mein Engagement immer mitgetragen, ich hoffe, dass sie das auch weiterhin tut. Vor allem meine Frau Paula. Im September feiern wir unsere Goldene Hochzeit. Was wünschen Sie sich für Verl? Welche Themen werden die Stadt Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren vor allem beschäftigen?
Lakämper: Dass die Stadt mit ihren Betrieben und Arbeitsplätzen finanziell weiterhin gesund bleibt. Dann können wir alle Leistungen für die Bürger erbringen. Ich wünsche mir auch, dass die Arbeit der Vereine mit der Unterstützung der Stadt weiterhin gut läuft. Beschäftigen wird die Stadt sicherlich noch für lange Zeit das Thema Flüchtlinge. Das es so unglaublich viele Freiwillige gibt, die sich kümmern, ist besonders lobenswert. Weitere Themen werden sein: Die Erweiterung der Gewerbegebiete, den Bau der Feuerwache Kaunitz, der Ausbau der Schulen, vor allem der Gesamtschule und des Bauhofes. Nochmal zurück zur Altbürgermeister-Ehre. Haben Sie ihre Dankesrede schon vorbereitet?
Lakämper: Nein! Das Gespräch führte
Karin Prignitz