Fachvorträge zum Thema Häusliche Gewalt am 29.10.2024
2023 wurden insgesamt 256.276 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt – das sind 6,5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Vorstand der Frauen Union im Stadtverband Verl und des Kreisverbandes Gütersloh luden am 29. Oktober 2024 mit dem Fokus ein: Aufklärung, Prävention und gemeinsame Verantwortung.
Die Opfer sind überwiegend Frauen – 70,5 Prozent. Im vergangenen Jahr sind zudem 155 Frauen durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners ums Leben gekommen. 29,5 Prozent der Betroffenen von häuslicher Gewalt sind männlich. Die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt ist weiterhin hoch.
Rund 30 Besucherinnen und Besucher aus OWL informierten sich auf rechtlicher und psychologischer Ebene zu häuslicher Gewalt. Zwei Expertinnen konnten an diesem Abend unterschiedliche Perspektiven auf dieses Thema beleuchten.
Kathrin Söbke ist Kriminalhauptkommissarin in Rheda-Wiedenbrück und referierte aus polizeilicher Sicht über die Maßnahmen im Umgang mit häuslicher Gewalt, sie gab Einsicht darin, wie Opfer geschützt werden können und welche rechtlichen Mittel zur Verfügung stehen.
Janina Freiburg führt eine Praxis für Psychotherapie, Coaching und Beratung in Verl. Sie arbeitet eng mit dem Weißen Ring e.V. zusammen (Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten). Mit seinen 400 Außenstellen bietet der Weiße Ring e.V. bundesweit Opferhilfe und stärkt und ermutigt Betroffene, Taten anzuzeigen um mehr Täter strafrechtlich zu verfolgen.
Über Jahre hinweg können sich in Beziehungen Szenarien ergeben aus Abwertung, respektlosem Verhalten, Gewalt und Isolation vom sozialen Umfeld bevor das Opfer Hilfe sucht - ob in der Therapie, bei der Polizei oder bei Freunden und der Familie.
Oft sind Abhängigkeiten und Existenzängste in Partnerschaften - finanziell oder emotional - der Grund, warum Frauen oder Männer trotz Gewalt bei dem Partner bleiben. Sind Kinder im Spiel, kommen Verlustängste hinzu und gleichzeitig die Hoffnung, dass alles wieder gut werden könnte.
Eine wichtige Erkenntnis, die wird gewonnen haben:
Gewalt betrifft alle - unabhängig von Religion, Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Beruf und sozialem Hintergrund. 66% der Täter leben in Haushalten mittlerer und höherer Einkommenslagen. Nicht nur Familie und Freunde sondern vor allem auch Arbeitskollegen sehen potentielle Opfer täglich und können bei Auffälligkeiten handeln, wenn sie hin- anstatt wegsehen.
Denn häusliche Gewalt hinterlässt nicht nur körperliche, sondern auch seelische Traumafolgen, die uns ein Leben lang begleiten können.
Dazu können gehören:
Wir als Frauen Union wollen gesamtgesellschaftlich sensibilisieren und ein Bewusstsein für häusliche Gewalt schaffen: Prävention statt Heilung - wer sich besser informiert, kann gefährdete Personen früher erkennen und unterstützen. Opferschutz und -Genesung sollten Hand in Hand gehen mit der Erkenntnis, dass Opfer sich niemals schämen sollten da die Schuld nicht beim Opfer liegt, sondern immer beim Täter.
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bietet Frauen unter der Nummer 116 016 rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung in 19 Sprachen an.
Weiterführende Links: